"Zugegeben: Ich hatte mir nicht vorstellen können, nach dem Studium und mit Mitte zwanzig ins Kehdinger Land zu ziehen. Ich wusste ja nicht einmal von seiner Existenz – von seinem Charme ganz zu schweigen. Es ist eine gute Fügung, dass ich seit Anfang Januar als Kulturmanagerin für die Gemeinde Drochtersen und die Samtgemeinde Nordkehdingen arbeiten darf.

Auf mein Bauchgefühl konnte ich mich immer schon verlassen. Das war schon zu Schulzeiten so, als ich unbedingt die große weite Welt entdecken wollte und es mich aus dem heimischen Rheinland nach Norddeutschland zog: zunächst zum Skandinvistik-Studium nach Greifswald, dann nach Lübeck, Hamburg und zuletzt Lüneburg. Dabei ich mich vielfältig ausprobieren: in einer Jugendkunstschule, im Journalismus, in einer Initiative für interkulturelle Begegnungen. Beim Nordischen Klang, einem Festival für Kultur und Musik aus Nordeuropa bei dem ich drei Jahre lang mitgewirkt habe, habe ich meine Leidenschaft für Kulturveranstaltungen entdeckt.

Die Corona-Krise hat uns eindrücklich gezeigt, dass Kultur ein wirkungsvolles und notwendiges Gut ist. Kultur, Gemeinschaft, Austausch und Kreativität steigern Selbstempfinden, Lebensqualität. Wenn Menschen im Rahmen einer Kulturveranstaltung zusammenkommen, entsteht häufig ein magischer Moment: Es sind Gemeinschaft und Verbundenheit, die ich besonders schätze. Es entsteht ein Raum, in dem wir uns ausprobieren und entdecken können. Ein Raum, in dem wir frei und ausgelassen, ergriffen und emotional sein können.

Als ich zufällig die Stellenausschreibung als Kulturmanager*in im Kehdinger Land las, meldete sich wieder mein Bauchgefühl: Genau hier wollte ich ansetzen, um Räume zu schaffen, in denen Menschen sich erleben und entfalten können. Das interkommunale Pilotprojekt, das auf drei Jahre befristet ist, wird vom Förderprogramm „Zukunftsräume Niedersachsen“ sowie der Gemeinde Drochtersen und der Samtgemeinde Nordkehdingen gefördert und hat eine Koordination und Vernetzung der lokalen Kulturschaffenden und ihrer Angebote zum Ziel.

In meinen ersten Wochen erlebe ich das Kehdinger Land als eine Region voller Angebote, Ideen und Menschen, die diese verwirklichen. Mir ist es wichtig, dass die Beteiligten sich nicht als Konkurrenz erleben, sondern voneinander profitieren können. Ich verstehe meine Tätigkeit als Kollegin, Unterstützerin, Beraterin und Ansprechperson. Daher möchte ich in einem ersten Schritt die Beteiligten kennenlernen: den Kornspeicher in Freiburg, die Kulturscheune in Drochtersen, das Natureum Niederelbe, das Küstenschifffahrtsmuseum in Wischhafen und so viele mehr. Gemeinsam mit den Beteiligten gilt es für mich herauszufinden, wo und wie ich unterstützen kann: Wie können wir Projekte und Ideen verwirklichen und stetig verbessern? Wie können wir nachhaltige Strukturen schaffen? Wie können wir das Ehrenamt attraktiv(er) gestalten, um auch Nachwuchs begeistern und sicherstellen zu können?

Mein Bauchgefühl sagt mir, dass es gut wird. Die Zeit im Kehdinger Land. Ich freue mich darauf, Land und Leute zu entdecken, mit dem Fahrrad die Marsch- und Moorlandschaft zu bewundern, Zugvögel zu zählen und das erste Mal zu boßeln. Und darauf, hoffentlich bald wieder Kultur erleben zu dürfen. Live, gemeinschaftlich, verbunden."